Ein Tag wie heute macht dem Pilger wieder Lust! Nach dem Abschied von den Pilgerherbergsfreunden aus Wien in der Casa Austria in Los Arcos hat der blaue Himmel gewartet. Der Wetterbericht hat gehalten und es war den ganzen Tag wolkenlos, es gab wenig Wind und leidliche 14¨C.
Bis zum Ebro gab es zwar ein paar heftige Steigungen, danach entwickelt sich das Terrain eher Fahradfahrerfreundlich. Ein paar ganz schlimme Steigungen habe ich ueber die Nationalstrasse – Verkehr hin, Verkehr her – umgangen. Das erklaert auch die Tagesstrecke, aber ich habe auch 08:00 Stunden feste gestrampelt. Auf einem Picnicplatz am Ebro habe ich die Winterhose gegen die kurze getauscht. Ab Mittag sind die Temperaturen eher sommerlich, was sich mittlerweile auch an meiner Gesichtsfarbe zeigt.
Landschaftlich ist die Region Rioja eine Wucht. Die weite Ebene des Ebros zeigt sich mit unendlichen Weinfeldern und Olivenhainen. In dem ansonsten trockenen Land habe ich ein ausgekluegeltes Bewaesserungssystem erkannt, dass das Wasser der Randgebirge in kleinen Kanaelen und Fliessen um die Felder spuehlt. Die Weintrauben sind jetzt suess und verfuehren zum Mundraub.
Logroño gehoert zu den historischen mittelalterlichen Pilgerstationen. Das Portal der Kathedrale Santiago el Real zeigt den Schutzpatron der Spanier in seinem legendaeren Einsatz gegen die Mauren, der ihm auch den Namen „Maurentoeter“ eingebracht hat. Die Concatedral de la Redonda von Logroño glaenzt mit ihrem goldenen Chor.
Zielort des heutigen Tages ist Santo Domingo de la Galzada. Hier bin ich in der staedtischen Herberge untergekommen. In der Liste wirbt sie mit: Renoviert! Im 22-Bettensaal sind heute nur 3 Belegt. Nebenan ist aber voll. Zu dieser Jahreszeit wird die Kapazitaet von 250 Betten bei weitem nicht ausgereizt. Die Kueche hat mich dazu verfuehrt, wieder selbst zu kochen. Hier das Menue: Ein Glas weisse Bohnen mit Gemuese, angereichert mit zwei Knoblauchzehen, einer Zwiebel, einer Tomate, einem guten Stuek Eselswurst, scharfem Paprika, Muskat und Salz. Dazu ein Becher Wein aus der Region Rioja, ein Brot und zum Nachtisch eine Nektariene. Das gibt einem starken Mann Kraft, wie meine Grossmutter zu sagen pflegte. Die Eier auf dem Bild sind gekocht und die Kraftnahrung fuer morgen.
Morge erwartet mich eine eher kuerzere Etappe, ich rechne mit ca. 70 km bis Bourgos. nach dem Reisefuehrer soll das die reizvollste Stadt am Jakobsweg sein. Die will ich dann auch genauer angucken. Heute habe ich dazu hier ueberhaupt keine Zeit gefunden. Nach dem belegen des Bettes, Zimmer beziehen kann man ja nicht sagen, habe ich geduscht und kurz die e-Mails gechekt und danach eingekauft. Mit dem Kochen habe ich die angekuendigte Pilgermesse versaeumt und jetzt sitze ich schon wieder mehr als eine Stunde vor dem PC. So ein Pilgerleben ist ganz schoen stresseig 🙂 !
Hallo Helmut,
mach Dir sicherheitshalber ein paar Kopien von der Pilgerurkunde und lass diese auch (kirchen-) amtlich beglaubigen. Pack sie in einen feuerfesten Umschlag, damit sie geschützt ist, wenn Du in die Nähe eines Katholen kommst, der auf dem Weg zum Fegefeuer ist.
Aber dazu – das wünsche ich Dir von Herzen – sollst Du noch gaaaaaanz viel Zeit haben.
Gute Fahrt weiter
Herzlichst grüßt
Andreas
Das Pilgerleben muss ja wirklich stressig sein. Erst die lange Fahrerei auf dem Fahrrad und abends dann auch noch immer einen Internet-Zugang suchen, Berichte einstellen, Bilder hochladen, Kommentare und EMails beantworten. Wann ist denn da überhaupt noch Zeit zum Ausruhen oder gar Schlafen?
Stimmt, das Pilgerleben ist halt kein Urlaub. Und dann habe ich mich gestern Abend noch in der Uhrzeit vertan und bin gerade, bevor der Patron das Licht ausgeknipst hat, durch die Tuer geschluepft. Fast haette ich vor der Tuer schlafen muessen. Die waren so etwas von rigeros, da geht es in jeder Grundausbildung lockerer zu. Heute morgen hat man mich sogar vom Klo!!!! vertrieben, es war ja schon 5 Minuten nach acht! Hier gelten Regeln, wie im Mittelalter!
LG
helmut op tour