Jetzt bin ich wirklich in der wildesten Gegend Frankreichs angekommen! Von der Bestie habe ich gestern schon geschrieben, und wenn man das Land hier sieht, kann man sich vorstellen, dass die Menschen Geschichten erzaehlen. Schliesslich haben wir in Munster auch einen Ritter von Zahrenhusen. Mit Ueberschreiten der Allier bin ich in die Region Margerite gekommen. Das ist eine Hochebene im Sueden des Zentralmassivs zwischen 900 und 1100 Metern, leicht gewellt, und die Strassen nutzen die gesamte Amplitude – immer hoch und runter!
Ausser Viehzucht und auf geschuetzt liegenden Flaechen Ackerbau ist hier nichts. Viele Haeuser und Bauernhoefe stehen zum Verkauf. Kein Wunder, zum einen liegt alles weit vom Schuss und das Klima ist selbst im Sommer rau und unerquicklich. Ich habe bis jetzt unverschaemtes Glueck mit dem goldenen Oktober. Heute Morgen bin ich mit Sonne gestartet. Mit der habe ich den Col de l’Hospital ueberwunden, damit auch die Montagne de Margerite. Darf ich dem Wanderfuehrer trauen, dann war das der hoechste Pass der Via Podiensis – allein mir fehlt der Glaube. Heute Abend habe ich vor meinem Ziel schon von weitem die Montagne d’Aubrac gesehen, die bringen leicht 1400 Meter, ich werde es morgen sehen.
Die Region des Aubrac schliesst sich an die Margerite an und ist im Schnitt noch mal um 100 Meter hoeher. Ich bin bis ueber 1200 m geklettert. Das Land ist noch rauer, die Spitzen der Huegel sind nicht wie im Margerit bewaldet, und aus den Wiesen wachsen Steine. Wind und immer aus der falschen Richtung war mein Begleiter des Tages. Unterwegs gab es eine lustige Begegnung. Ein Franzose gesetzten Alters wollte am Strassenrand Pilze sammeln und hatte ein paar gewaltige Riesenschirmpilze entdeckt. Er kannte die Pilz offensichtlich nicht und so kamen wir ins Gespraech. Jetzt weiss er, wie man den Parasol zubereitet. Er hat mir Orangensaft aufgedraengt, wir haben Bilder gemacht und Adressen ausgetauscht.
Untergekommen bin ich in der Gîte der Gemeinde in Nasbinales. Diese Seite schreibe ich in einer Bar am Geschaefts-PC waehrend das Geschaeft – die Franzosen sind ein trinkfreudiges Voelkchen – voll um mich herum laeuft. Wenn das Telefon klingelt, muss ich mich weit zur Seite beugen, damit der Patron dran kann – aber hilfsbereit sind sie, das muss man ihnen lassen!
Morgen geht es also noch einmal hoch, dann folgt die Abfahrt ins Tal der Lot – 1000 Meter runter 🙂 !!!
Bonsoir Helmut,
so wie du die Berg und Talfahrten beschreibst muss man ja von gewaltigem Muskelkater und krampfenden Waden ausgehen. Hoffe du bleibst gesund.
Ach ja und wenn dir zwischendurch langweilig werden sollte (was ich nicht glaube), dann kannst du ja mal die Steigungen berechnen, oder bastelst dir ein paar
f(x)= a * sin (bx + c) 🙂
Wünsche dir weiterhin „gut Tritt“, viel viel Sonne, leckeren Vin rouge et fromage
et naturalment très sympathique gens.
Alors a bientôt mon ami